Experteninterview mit Peter Wiedeking (Abendtuete.de)

Abendtüte.de

Susanna und Peter Wiedeking von der Abendtüte

Wer bist Du und was machst Du?

Hi, mein Name ist Peter und ich habe zusammen mit meiner Frau Susanna Abendtüte.de gegründet. Unter Abendtüte.de findest du Abendessen zum Selberkochen. Das heißt, dass wir alle Zutaten und ein Rezept direkt zu unseren Kunden nach Hause liefern. Uns gibt es seit September 2013 und seit kurzem haben wir unser Liefergebiet auf ganz Düsseldorf ausgeweitet. Die Tüten werden zurzeit von mir persönlich montags bis freitags in unserem orangenen „Bioflitzer“ ausgefahren.

Wie bist Du auf die Idee zu Abendtüte gekommen?

In erster Linie aus dem eigenen Bedarf heraus. Wir haben eine Lösung gesucht, die es einem ermöglicht nach einem langen Arbeitstag gesund und schnell zu Hause zu kochen. Da nicht unbedingt immer die richtigen Rezepte zur Hand sind und man mit dem eigentlichen Einkauf auch sehr viel Zeit verbringt, die man nicht unbedingt nach einem langen Arbeitstag aufbringen kann, haben wir uns das Konzepte der Abendtüte überlegt. Unsere Gerichte sind flexibel, da eine Tüte auf 1-2 Personen zugeschnitten ist und man sich je nach Bedarf mehrere Tüten bestellen kann. Bei unseren Zutaten legen wir sehr viel Wert auf gesunde und frische Produkte. Die Auswahl der Rezept erfolgt daher nach klar definierten Kriterien: Gesund, außergewöhnlich und simpel. Die Einfachheit ist besonders wichtig, da den Kunden durch unsere Rezepte die max. 30 Minuten in Anspruch nehmen, Zeit erspart wird. Ganze Menüs werden eher zum Wochenende hin bestellt.

Damit sind wir eine gesunde Alternative zu den Klassikern, wie Pizza- und Chinataxi. Der Vorteil zu anderen Anbietern besteht zudem darin, dass wir keine Abos anbieten und man sich jeden Tag aufs Neue für Abendtüte entscheiden kann.

Wo liegen die größten Herausforderungen im E-Food?

Eines der größten Probleme ist nach wie vor die letzte Meile. Das bedeutet, dass wir den Kunden genau dann antreffen, wenn er zu Hause ist. Bei Berufstätigen kann es auch oftmals sein, dass sich auch am gleichen Tag noch Termine verschieben oder verlängern. Um hier Flexibilität bieten zu können haben wir zwei Lösungen entwickelt. Da ist zum einen die klassische Variante, dass ich in einem der zwei Zeitfenster von 16-18Uhr und von 18-20 Uhr mit meinem Bioflitzer vorbeikomme. Zum anderen haben wir auch in vielen Stadteilen Abholstationen mit Partnern eingerichtet, bei denen die Kunden flexibel die Ware abholen können. Zum Bsp.  Pipcos Weinkontor oder die Genusswerkstatt Düsseldorf. Dadurch entstehen oftmals Cross-Selling Effekte, da die Kunden noch einen Wein zum Essen kaufen (Pipcos) oder sich noch Gedanken über einen Nachtisch machen (Genusswerkstatt). Voraussetzung hierfür ist auch ein persönliches Verhältnis zu unseren Kunden. Daher sind wir immer daran interessiert Feedback einzuholen und uns ständig weiterzuentwickeln. Um den Charakter und die Persönlichkeit der Abendtüte zu wahren, gehen wir bei der Auswahl der Partner gezielt auf Manufakturbetriebe und Gourmet-Hotspots zu.

Eine weitere Herausforderung ist die Wahl der Rezepte. Besondere Rezepte, die einfach sind und immer eine kulinarische Spezialität darstellen, liegen dabei im Fokus. Die Recherche entpuppte sich hier zu Beginn als sehr aufwendig. Daher arbeiten wir hier mit verschiedenen Köchen zusammen, wie z.B. Orhan Tançgil (Kochdichtürkisch) Martin Svitek (karmakitchen) und Theresa Sibein (resilecker).

Da Kunden oftmals Hemmschwelle haben, Waren über digitale Kanäle zu kaufen, muss man den Leuten die Ware zeigen können. Wir versuchen durch unsere Verkostungen die einmal im Monat stattfinden die Ware zu zeigen und Abendtüte.de erlebbar zu machen.

 

Verkostung bei der Abendtüte

Verkostung bei der Abendtüte

Wo hattet Ihr bisher die größten Schwierigkeiten? Und wie habt Ihr sie überwunden?

Momentan haben wir eine Situation in der die lokalen Anbieter die Kunden überzeugen müssen, die Ware online zu bestellen. Durch unsere Events gelingt uns das schon recht gut, der Abendtüte ein Gesicht zu geben. Es liegt aber hier vor allem an uns Anbietern, den Kunden von den Vorteilen des digitalen shoppings zu überzeugen.

Ein weiterer großer Knackpunkt für ein junges Unternehmen ist die Aufmerksamkeit. Regionale Foodblogger haben uns hier sehr geholfen wie z.B. Feinesgemüse und Rheintopf. Sie haben uns getestet und über ihre Erfahrungen mit der Abendtüte berichtet.

Was empfiehlst Du zukünftigen E-Food Anbietern?

Langsam anfangen und die Kunden kennenlernen. Wir haben uns unsere Kunden zunächst anders vorgestellt und unsere Kunden haben uns zu dem gemacht was wir heute sind. Kundenorientierung muss hier gelebt werden, da es für den Kunden oftmals eine ganz neue Erfahrung ist Zutaten online zu bestellen. Wenn Du als Anbieter auf die Kundenwünsche eingehst, ergibt sich der Rest von selbst. Der Dialog zum Kunden ist daher das A und O. Es gilt hier, nicht zu stark am eigenen Business-Plan zu verharren und sich nicht zu sehr an seinen eigenen Vorstellungen festzuhalten.

 

Fabio Ziemßen (Efood-Blog) und Peter Wiedeking (Abendtüte.de)

Fabio Ziemßen (Efood-Blog) und Peter Wiedeking (Abendtüte.de)

About the Author

Fabio Ziemßen

Fabio Ziemßen organisiert als Evangelist/Berater des E-Food Blogs deutschlandweit Treffen für Innovatoren und Startups aus dem Lebensmittel Umfeld (German Food Startup Meetups, Next Generation Food Think Tank, Startup Food Market etc.) und setzt sich für eine Vernetzung der internationalen FoodTech Szene ein. Seit August 2021 ist er Partner bei ZINTINUS und unterstützt Food Unternehmen mit Netzwerk, Expertise und Kapital. Von 2015-2016 war Fabio Ziemßen im Beirat der Digitalen Wirtschaft des Landes Nordrhein Westfalen. Seit 2017 ist er Mitgründer des Coworking Spaces Super7000 (www.super7000.de) in Düsseldorf und Gründer von #Foodnext (www.foodnext.de)

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